Die Hühner von meinem Vater…
er hatte einen bunt zusammen gewürfelten Haufen Federvieh und übernahm dann ein Trüppchen dieser Buschhühner von einem alten Bäuerlein das verstorben war.
Später hat er immer mal wieder auf die Tierchen geschimpft, so nett sie auch aussehen, sie haben ihn doch manchmal geärgert.
Eine Henne hat grundsätzlich ihre Eier unter die Abdeckplane einer Kutsche gelegt, eine andere war eines Tages spürlos verschwunden. Er war schon davon ausgegangen dass irgendein Raubtier sie erwischt hat, aber nöö… nach einiger Zeit kam sie gackernd und plappernd aus dem Eichenwald marschiert und brachte ihre 6 Küken mit.
Da sie das mehr als einmal so machte hat sich keiner mehr Gedanken gemacht wenn sie verschwunden war, wenn die Küken geschlüpft waren kam sie damit anstolziert.
Die Viecher haben auch immer oben in den Bäumen geschlafen, einige im Apfelbaum, andere in den Eichen, nur wenn sie Küken geführt haben krochen sie in einen riesigen Buchsbaum.
Einmal hatte so eine Glucke nachts ein Mordsgezeter veranstaltet und am nächsten Tag sah sie etwas zerrupft aus und es fehlte ein Küken, die waren da gerade zwei Tage alt. Als in der folgenden Nacht wieder so ein Lärm veranstaltet wurde sauste mein Vater in Unterhose mit Taschenlampe bewaffnet Richtung Buchsbaum und konnte beobachten wie die kleine Henne mit einem Igel kämpfte um ihre Küken zu verteidigen. Im Brustbereich war sie schon ganz zerzaust und blutig, aber sie stürzte sich immer wieder auf den Stachelträger und in dieser Nacht hat sie natürlich Hilfe bekommen, der Igel wurde für den Rest der Nacht in einer leeren Futtertonne inhaftiert und später umgesiedelt.
Die Hühner waren eigensinnig und zäh, wurden relativ alt, teilweise 15 Jahre und drüber, aber es gab auch ziemlich viele Tiere die irgendwelche persönlichen Macken entwickelt haben.
Eine Junghenne hatte beschlossen ihr erstes Ei auf zwei aufgestapelten Strohballen im leeren Kuhstall legen… so weit so gut. Von da an kam sie jeden Morgen pünktlich gegen 9:00 um dort ihr Ei zu hinterlassen bis zum ersten Schicksalsschlag, das Stroh war weg, dafür stand dort ein Jungbulle der verkauft werden sollte.
Was ein Geschrei und Gemecker, aber irgendwann musste das Ei trotzdem raus und in ihrer Not flog sie auf den Jungbullen und legte das Ei, mein Vater hat nur die Mütze drunter gehalten um das Ei aufzufangen denn das rollte vom Bullenrücken herunter.
Das ging zwei Tage so, dann war der Bulle verkauft, also fand die Henne weder Strohballen noch ein brauchbares Rindvieh, schimpfte stundenlang vor sich hin und war dann verschwunden.
Sie ist nie wieder aufgetaucht, Federn wurden auch nicht gefunden, entweder ist sie damals ausgewandert oder sie hat sich nen Strick genommen.
Meine Oma hatte auch eine ganz bestimmte „Freundin“ bei diesen Hühnern und stritt sich ständig mit der Henne herum, die hatte die Vorliebe gelben Stiefmütterchen die Blüten abzureißen und meine Oma fand das gar nicht komisch.
Mit freundlicher Genehmigung von Sigune