Bei den Buschhühnern müßen wir 3 Zuchtrichtungen beachten. Das Javanesische Zwerghuhn ist ein ganz tolles, interessantes, dekoratives Rassehuhn mit vielen naturnahen Eigenschaften. Dieses außergewöhnliche Zwerghuhn wird von passionierten Rassegeflügelzüchtern besonders in den Großräumen Hessen, Sieger- und Sauerland sowie in Thüringen/Mecklenburg-Vorpommern gezüchtet und gefördert. Zweifellos müßen wir den Ursprung dieser Rasse bei den Buschhühnern suchen.
Liebhaber der stalllosen und naturnahen Freilandhaltung, ohne Ausstellungsambitionen, greifen auf das Buschhuhn (ähnlich wie Alfred Muntau es erzüchtet hat) zurück. Das Buschhuhn ist auch für die Haltung als halbwildes Ziergeflügel in Parkanlagen geeignet – ebenso als hervorragender Brüter/Amme für Wild- und Ziergeflügel. Gute Zuchten/Stämme gibt es in der gesamten BRD mit dem Schwerpunkt Ostwestfalen/Niedersachsen. Allerdings hat sich das Buschhuhn im Laufe der Jahrzehnte etwas verändert. Wie aus alten Unterlagen, die auch khg aus dem Nachlass von Alfred Muntau vorliegen, hervorgeht. Nachfolgend ein Zitat aus einem Bericht über das von Muntau erreichte Zuchtziel:
Mehrere Hühnerrassen, aber vor allem Bankiva, Sonnerat und Gabelschwanz waren seine Zuchtstämme, die er kreuzte. Das Resultat: eine Zuchtrasse von ausgesprochenem Wildcharakter mit dem besonderem Liebreiz, welches das Wesen echter Naturgeschöpfe auszeichnet und deshalb den naturliebenden Naturfreund nachhaltig zu beeindrucken vermag. Ungemein lauf- und fluggewandt waren seine Buschhhühner, ziemlich hochläufig, sehr langschwänzig, von fasanenhaft-wildartiger Erscheinung und ausgeprägtem Wildhuhncharakter – auch was Körpermuskulatur und Fleischbeschaffenheit anbelangt. Die Buschhühner haben statt der bei den meisten Zuchtrassen zum Wuchern neigenden, frostempfindlichen, nackten Kopfteile nur noch ein winziges in stark entwickelter Kopfbefiederung eingebettetes Kammhörnchen aufzuweisen und sind kehllappenlos. Weitere besondere Merkmale sind ein flach getragener mit sehr langer Steuerfeder und ebensolcher breitfahniger, scharf zugespitzter straff kieliger Besichelung versehener Schwanz, der kelchförmige Halskragen sowie ein tieffroschgrüner Schnabel und gleichfarbigen Läufen;
1969 machte ich meine Jägerprüfung und erwarb meine ersten Buschhühner von O.L. aus Hückeswagen und W.P. aus Wermelskirchen. Beide waren Jäger und hatten ihre Buschhühner von Alfred Muntau. Sie nutzen ihre Buschhühner zum Brüten und Auswildern von Jagdfasanen. Von W.P. erhielt ich dann die Adresse von Muntau, der seinerzeit „Buschhuhnvater“ genannt wurde.
Muntau wohnte damals im Raum Verden. Zu dieser Zeit hatte Muntau ein Buschhuhnauswilderungsprojekt in Hamburg in dem Park „planten un blomen“. Es entwickelte sich ein sehr interessanter Schriftverkehr bis zu dem Zeitpunkt, wo ich Herrn Muntau mitteilte, daß ich einen Sonnerat-Hahn bei meinen Buschhühnern einsetzen werde. Darüber war Muntau sosehr erbost, daß er sogar zum Telefon griff und sehr mit mir schimpfte u.a. daß ich, ebenso wie die Züchter der „Kanadischen Buschhühner“ sein Lebenswerk verfälschen würde. Wahrscheinlich fielen auch schon bei Muntau, bedingt durch die Einkreuzung südamerikanischer Hühnerrassen (zur Festigung der grünen/türkisen Eierschalenfarbe) auch fünfzehige Buschhühner. Diese fünfzehigen Buschhühner wurden dann in einigen Fasanerien gezüchtet und als „Kanadische Buschhühner“ vermarktet. Ich selber habe nie auf Fünfzehigkeit gezüchtet aber es fallen immer wieder fünfzehige Tiere aus meinem Stamm.
Für die völlige Wildhaltung im Revier kann man nur hoch im Wildblut stehende Hühner verwenden und davon gibt es 4 Stämme/Linien in der BRD. Geeignete Hühner findet man in Franken, Baden-Württemberg und NRW. Muntau wollte mit dem Buschhuhn ein fasanenartiges, winterhartes, naturnahes Zwerghuhn züchten, daß auch ohne menschliche Obhut in unseren Breiten überleben kann. Bis auf den letzten Punkt hat Muntau sein Zuchtziel erreicht. Das letzte Zuchtziel kann man aber nur mit den Wildblütigen erreichen. Ich finde, daß alle 3 Zuchtrichtungen ihren Platz und Berechtigung haben, sei es als Rassehuhn (Javanesisches Zwerghuhn), als Liebhaber-, Zier- und Nutzhuhn (egal ob vier- oder fünfzehiges Buschhuhn) oder als Wildling in freier Natur.
Mit freundlicher Genehmigung des Autors Dietmar Fennel